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WINTERGARTEN

Tritt in diesen Wintergarten,
Der im Hof des Hauses ruht
Und mit Ampeln und Standarten
Züchtet Witz und Spielermut.
Suche ihn in allen Arten
Von Behausung, Herd und Hut,
Ob der Träumereien Sparten
Solches Heil für Milz und Blut.
Sein Gedeihen abzuwarten,
Geize nicht mit Naß und Glut,
Denn im Weichen wie im Harten
Tut er Leib und Seele gut.

Wo die Reiser sich verzweigen,
Prunkt die Blüte hell und groß,
Manche scharen sich zu Reigen,
Andre stehn allein und bloß.
Was dem Reich der Blüher eigen
Zwischen Ranke, Stiel und Moos,
Darfst du nur im Schauen schweigen,
So als teiltest du ihr Los.
Wenn sie ihren Reichtum zeigen,
Steigt dein Sinn in Traumes Floß,
Und das Maß, dem sie sich neigen,
Wird im Reim dir Takt und Stoß.

Was als Spiegel deiner Launen
Trumpft und stirbt und rankt und steht,
Galt als Liebestat der braunen
Erde wie ein Dankgebet.
Wenn die Halme schwankend raunen
Und dir lächeln im Gered,
Sind die Stacheln wie die Daunen
Sommers Anwalt und Prophet.
Alle lehren dich das Staunen
Wie ein Horn mit Honigmet
Und die Lüsternheit von Faunen,
Die im Jahre nicht vergeht.

Wenn die Monde dich umkreisen,
Steht der Garten souverän,
Du erinnerst dich des Weisen,
Der dir riet, ihn auszusän,
Wer sich fand in solchen Schneisen,
Brauch nicht nach dem Glück zu spähn
Und mit scharfgeschliffnem Eisen
Hang und Wiese abzumähn.
Keine Wünsche zu verreisen,
Keine Lust auf Jagdtrophän
Je entfernte ihn den Leisen,
Die des Herzens Wunden nähn.

Hier sind Mitgefühl und Taten
Nicht mehr von verschiednem Stand,
Haben Zauberkunst und Spaten
Nicht den andern jäh verkannt.
Die die Lebenskraft verraten
Fenstern, Säulen, Tür und Wand,
Bilden Gilden, Stämme, Staaten,
Drin dein Aug sich wiederfand.
Und du gibst im Amt des Paten,
Unberührt von Menschentand,
Alles was sie still erbaten,
Bis es kehrt in deine Hand.