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STEINERNE ROSE

Bei Saalburg auf dem Weg nach Gräfenwarth
Kannst du allzeit ein großes Wunder schaun,
Leicht magst du deinen Augen hier nicht traun
Und fühlst dich wie von argem Spuk genarrt.

Denn eine Rose drängt aus hartem Stein
Sich dir entgegen, Knospe, zart verbrämt,
Als ob sie sich für ihre Schönheit schämt,
Und hüllt ihr Aug in tausend Lider ein.

Seltsam erscheint dir solch geformter Fels,
Die Zartheit, die sich grub in herben Stoff,
Sogar der Tau, der auf die Blätter troff,
Zeigt sich mit unnachahmlich süßem Schmelz.

Fast wartest du, daß sich die Knospe straff,
Doch dieses Wunder wird im Jahr nicht weich,
Und sind verklungen Mär und Minneleich,
Wird sie nicht alt und endlich braun und schlaff.

Hier ist gebannt ein Blick, Verheißung nur,
Die nie sich füllt und keine Reife kennt,
Hier ward ein Werden ganz aus sich getrennt,
Und ohne alles Ziel gibt sich die Spur.

Du aber suchst den Pfad zum Ufer hin
Und reimst dich auf der Saale Goldgesprüh,
Denn nicht der starre Stein steht dir im Sinn,
Wo du auf Fahrt dich wandelst spät und früh.