| TRAUMFARBNER TIGER
Den Träumenden ist sein Geheiß vertraut,
Und namenlos bleibt, was ihm Fell und Haut
So eigen macht, wenn rings der Morgen graut,
Denn niemand spricht, der diese Farbe schaut.
Dem Jäger ist, als ob ihn Erde schluckt
Und anderswo in die Reviere spuckt,
Man weiß von ihm, ins hohe Gras gedruckt,
Nichts als den Schrei der Beute, die verzuckt.
Er hat den blauen, roten überlebt,
Den weißen, schwarzen in sein Reich verwebt,
Und nach dem gelben, tief im Herzen, hebt
Er seinen Schweif, daher ein Falter schwebt.
Die Boten, die dem selben Erdenstamm
Entwuchsen, Tilger, doch vom Drachenkamm
Gezeichnet, trafen sanft und furchtbar am
Altar, darauf die Flamme losch, das Lamm.
Und alle ihre Gaben, süß und streng,
Verführten, daß sich das Geschiedne meng
Und Feuer seine Dunkelheiten schläng,
Das Fell, zu hold für diesen Ort, verseng.
Doch mehr als alles, was geschah und nicht,
War eins, denn dieses seltenste Gesicht
Fand Obdach, und ein Flügelschlag zerbricht
Die Hülle, daß der Unerlaubte spricht.
Und Artemis, von weißer Insel her,
Naht unvermittelt, reicht den Runenspeer,
Jedoch dem gnadenreichsten Jäger, der
Ihn jagen muß, bleibt Hof und Halle leer.
Denn unsichtbar webt jegliches am Bild,
Das ganz war und dem alle Sehnsucht gilt,
Das Lust zu lieben und zu morden stillt,
Wenn unverhofft in säuselndes Gefild
Er einbricht und verschlingt Gestalt und Laut
Und sprengt, was Lust und Müdigkeit gestaut.
Den Träumenden ist sein Geheiß vertraut,
Und namenlos bleibt, was ihm Fell und Haut.
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