Der Geraer Opernsänger und Dolmetscher Roman Koshmanov (l.) übersetzt Gedichte, Dramen, Theaterstücke und Essays des Neustädter Dichters Uwe Lammla ins Russische. Foto: Peter Cissek
Der Neustädter Dichter Uwe Lammla ist in Russland kein Unbekannter. Dass auch das dortige Publikum Zugang zu den Gedichten, Dramen, Theaterstücken und Essays des 50-Jährigen findet, verdankt er vor allem dem Geraer Dolmetscher Roman Koshmanov, der die meisten seiner Stücke ins Russische übersetzt.
Neustadt. Koshmanov erhielt 1999 nach seinem zweiten akademischen Abschluss ein Engagement als Opernsänger am Theater Altenburg-Gera, wo er inzwischen seine zwölfte Spielzeit absolviert. Der Kontakt zwischen beiden Multi-Talenten entstand durch Lammlas Schulfreund und damaligen Theaterintendanten Michael Schindhelm, der in Koshmanovs Heimatstadt Woronesch studiert hatte.
Uwe Lammla begeisterte Koshmanov, als er ebenfalls mit Dichten beginnen wollte, für einen Wettbewerb der Moskauer Vereinigung »Jahrhundert-übersetzungskünste«, der viele Russisch-Dolmetscher in aller Welt angehören. Diese fordert ihre Mitglieder auf, ausgewählte fremdsprachige Gedichte für eine alle zwei Jahre erscheinende Anthologie in der Muttersprache nachzudichten. Im Internet war Ewgeni Witkowski, Redakteur beim schöngeistigen Verlag »Vekperevoda« (Wassermann), dabei auch auf Uwe Lammlas Gedicht »Traum von Atlantis« gestoßen. Nach Auffassung der Jury hatte Prof. Juri Lukatsch im vergangenen Jahr die beste russische »Atlantis«-Nachdichtung abgeliefert.
Doch für Koshmanov, der mit seiner Frau inzwischen auch eine Schule der klassischen Künste in Gera führt, hat sich die Teilnahme dennoch gelohnt. Der Wassermann-Verlag will einen Band mit Gedichten, Dramen und Essays von Uwe Lammla herausbringen, die er übersetzen soll. Etwa 30 Prozent der Stücke habe er bereits im Kasten. Dabei ist seine Arbeit deutlich schwerer als das übersetzen herkömmlicher Korrespondenzen: »Manchmal dauert es zwei oder drei Tage, bis ich den richtigen Schlüssel gefunden habe, damit sich das jeweilige Gedicht in russischer Sprache vernünftig reimt«, erklärte Koshmanov.
Der Auftrag ist für den 38-Jährigen eine Ehre, zum einen, weil die russische Sprache über einen reichhaltigen Wortschaft verfügt. Zum anderen, weil die Wertschätzung der Russen für Literatur trotz hoher Buchpreise wesentlich höher ist als hierzulande. Was ihm sein Nebenjob finanziell einbringen wird, ist für Koshmanov eher zweitrangig: »Ich halte mich an die Tolstoi-Methode: Jede Arbeit ist Erholung.« Manche Leute lösen Kreuzworträtsel, er übersetze Gedichte.
Koshmanov hatte bereits ein Theaterstück Lammlas über Anna Luise, die letzte Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt, die 1951 als DDR-Bürgerin gestorben ist, ins Russische übersetzt. Lammla hofft nun, dass sich ein Intendant findet, der das Stück in Russland auf die Bühne bringt. »Doch in Zeiten, in denen selbst Videosequenzen in Theateraufführungen eingespielt werden, ist es das Publikum nicht mehr gewöhnt, aufmerksam langen Texten zu folgen«, weiß der Dichter. Er rechnet auf Grund der schweren Kost nicht mit einem schnellen Durchbruch. Koshmanov ist da optimistischer: »Dichter, deren Stücke hier als unverdaulich gelten, werden in Russland sehr geschätzt.«
Der Neustädter, der seinen Lebensunterhalt als Versandbuchhändler bestreitet, will zwei seiner russischer Gedichte von der Münchener Gruppe »Spreu und Weizen« vertonen und ins Internet stellen lassen. Die Videoclips seiner deutschsprachigen Gedichte würden bei »You Tube« von vielen Interessenten angeklickt, selbst aus Russland.
Lammla in Deutsch, Russisch, Englisch und Französisch unter www.lammla.de
Peter Cissek / 07.06.11 / OTZ
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