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Uwe Lammla wurde am 21. Januar 1961 in Neustadt an der Orla (Ostthüringen) geboren.
Die Vorfahren stammen aus Schlesien und aus Oberfranken, der Vater war Betontechnologe mit Ingenieurabschluß, die Mutter Großhandelskaufmann in einem Maschinenbaubetrieb. Er wuchs auf einem Bauernhof auf, den sein Urgroßvater zu Zeiten des letzen Kaisers gegründet hatte. Landwirtschaft wurde nur noch in Resten betrieben (Hühner, Schafe, Obst- und Gemüsegarten), in seiner Kindheit war es normal, immer mit Freunden oder mit Hund in der Natur unterwegs zu sein, auf Felsen zu klettern, Baumhäuser zu bauen, Feuer zu machen und »Banden« zu gründen. Mit Beginn der Pubertät begeisterte er sich für Chemie und experimentierte mit Sprengstoffen, was auch zu diversen Unfällen und Schäden führte. Gleichzeitig schrieb er Abenteuergeschichten von Räubern, die immer rauben, wenn sie nicht gerade den Erfolg feiern oder im Gefängnis sitzen, und ihren Jägern und zeigte schon damals wenig Lust, für eine Seite Partei zu ergreifen.
Uwe Lammla besuchte 10 Jahre lang die Einheitsschule in der DDR »POS«, bevor sich ihm Gelegenheit bot, an den Spezialklassen für Chemie der TH Leuna-Merseburg die Hochschulreife zu erwerben. Die reguläre Möglichkeit »EOS« mußte ausscheiden, nachdem es schon in diesem zarten Alter erste Probleme mit den Behörden gab, die in damaliger Zeit mit »Uneinsichtigkeit gegenüber gesellschaftlichen Erfordernissen« umschrieben wurden. In Merseburg gab es Schülerselbstverwaltung im Internat, und diverse Versuche der Schulleitung eine Heimleiterin für die Zöglinge zu gewinnen, wurden durch Kenntnisse mit dem was knallt, stinkt und dem Laien unheimliche Erscheinungen produziert, wirksam verhindert. Erste dichterische Versuche entstanden in dieser Zeit im Zusammenhang mit Popmusikproduktionen im Heim. Mit offiziellen Stellen des Kunstbetriebs hat Uwe Lammla, nachdem er etwa zehnjährig bei einem Rezitationswettbewerb »Das künstlerische Wort« auf Bezirksebene in Gera nach seinem Vortrag des Goetheschen »Zauberlehrlings« von der Jury extrem boshaft beschämt wurde, nichts mehr zu tun gehabt. |
Uwe Lammla ist evangelisch-lutherisch getauft und dem Luthertum bis heute im wesentlichen treu geblieben, auch wenn ihm die derzeitige Kirche keine Heimat mehr bieten kann. Im Konfirmantenunterricht wurde er von einer beeindruckenden Pastorin geprägt, nachdem im Elternhaus Kirche und Christentum eher ein Schattendasein führen und größeres Engagement als karriereschädigend mißbilligt wurde. Er entdeckte sein Interesse an philosophischen und theologischen Fragestellungen, und als ihm in Merseburg die Realität der chemischen Industrie und einer Karriere in der Staatswirtschaft augenfällig wurden, entschloß er sich zum Entsetzen der Schulleitung ein Theologiestudium anzustreben. Er verhandelte mit dem Sprachenkonvikt in Naumburg und wollte das Studium dort unmittelbar nach dem Abitur beginnen. Seine Eltern waren damit ganz und gar nicht einverstanden, schließlich entstand ein Kompromiß, den er im Nachhinein als seine vollständige Niederlage begriff, er sollte den regulären Wehrdienst leisten und Theologie an einer staatlichen Universität studieren.
1979 wurde Uwe Lammla zum Wehrdienst auf den Erfurter Steiger einberufen. Die in Kirchenkreisen vorherrschende Ablehnung alles Militärischen brachte ihn auf einen Konfrontationskurs, der nach wenigen Monaten in der Psychiatrie und schließlich in der Entlassung endete. Auf Bewerbungen zum Studium wurde ihm nach dieser Eselei in offenem Hohn geantwortet. Als er sich solcherart der Zukunft beraubt sah, wollte er nach West- oder Süddeutschland ausreisen. Um jedoch seines Vaters Besuchsreise zur silbernen Hochzeit seines Bruders in Dortmund nicht zu gefährden, verschob er dieses Unterfangen und begann eine Buchhändlerlehre. In dieser Zeit entstand die Gedichtsammlung »Fliederblüten«. In den frühen Gedichten wird deutlich, daß Uwe Lammla an die deutschen Romantiker anknüft und von Nachdichtungen der französischen Symbolisten geprägt ist.
1981 lernte Uwe Lammla zunächst die Gedichte Rolf Schillings und bald darauf auch den Autor persönlich kennen. Dieser machte ihn mit zahlreichen Werken von Autoren bekannt, die in der DDR nicht verlegt wurden, und die in der Tradition eine Brücke vom Jahrhundertbeginn bis zu Rolf Schilling und ihm selbst schlugen. Stellvertretend für viele seien Benn, Weinheber, George, Wolfskehl, Horst Lange, Oda Schaefer, Fritz Usinger und Ernst Jünger genannt. Die Gedichtsammlung »Gefangener Schwan« stellt bereits wesentliche Linien vor, die in den späteren Büchern zur Entfaltung kommen: Schau und Deutung mythischer Gestalten, Landschaften der Seele, Initiationsreisen nach dem Muster der Gralslegenden, Meditationen zu Astrologie und Geschichtssymbolik und Maximen der geistigen Selbstbehauptung.
Im März 1984 reiste Uwe Lammla über Ludwigsstadt nach München aus. Für Rolf Schilling hatte er sich zum ersten Adepten und Propagandisten entwickelt, als er ihn verließ, versprach er die Veröffentlichung seiner Werke im Westen. Obwohl seine Vorstellungen über diesen Teil Deutschlands keineswegs unkritisch waren, erstaunte ihn dann doch die Gleichgültigkeit und Feindschaft gegenüber der traditionalen Dichtung.
In den achtziger Jahren entstanden die Gedichtfolgen »Weckruf und Mohn« und »Der Seerosenritter«. Die erste Sammlung besteht zu großem Teil aus Neufassungen älterer Entwürfe, die in Versen strengster formaler Fügung und hermetischer Dichte realisiert wurden. Oft ist nur der Titel und das Thema geblieben, das sich zudem nun der Gesamtsymmetrie der Sammlung unterordnet. Der Formalismus mag als Krisis gelten, stoffliche Erweiterungen taten not. Im »Seerosenritter«, der Motive aus dem Gilgamesch-Epos und den Artuslegenden entwickelt, zeigt er zum ersten Mal seine Neigung zum deutschen Mittelalter, die später zu Hymnen auf die Reichsidee führt.
Parallel zu diesen Produktionen entschloß sich Uwe Lammla nach der Weigerung diverser Verlage, Rolf Schilling zu publizieren, selbst einen Verlag für eine Werkausgabe mit zunächst acht Bänden zu gründen. Kurz bevor die Technologie des elektronischen Publizierens aufkam, erwarb er einen Compugraphic Editwriter, eine Fotosatzmaschine von sieben Zentnern Gewicht, die mit unstillbarer Gier teures Material fraß und ihn alsbald finanziell ruinierte. Es stand bereits das Papier in der Druckerei, als durch massive Änderungen der Orthographie ein erneuter Belichtungsgang nötig wurde, der die letzte Kreditwürdigkeit fraß.
In dieser verzweifelten Situation fiel die Berliner Mauer und dies schaffte bis zur Währungsunion Freiräume, an die vorher und nachher nicht zu denken war. Sieben Schilling-Bände wurden in dieser Frist in Zusammenarbeit mehrerer Firmen in Sachsen-Anhalt gefertigt. Beim traditionellen Treffen an Nietzsches Todestag in Röcken lagen die Bände vor und dies wurde sogar von einem Team der Filmhochschule Babelsberg unter dem Regisseur Thomas Lawincky in einem Dokumentarfilm festgehalten.
Auf der Nietzsche-Feier lernte Uwe Lammla Georg Pfeiffer aus Nordhausen und später dessen Kommillitonen an der Freiburger Universität Wolfgang Schühly kennen. Zu Beginn der neunziger Jahre belebte das Trio Wandervogeltradition in Deutschland, Fahrten durch den Schwarzwald, an Rhein und Bodensee, durch den Harz und schließlich über Danzig, Helsinki und Reval zu den estnischen Ostseeinseln und über Memel und Potsdam zurück. Die Fahrten trugen reiche Frucht in Versen, »Der weiße Falter«, »Heliodromus«, der die männerbündische Tradition mit dem römischen Mithraskult vereinigt, und »Traum von Atlantis« entstanden in kurzer Zeit. Der »Traum von Atlantis« verfügt über eine breite Palette von Farben und Tonarten, auf welcher für die Kargheit nordischer Küsten ebenso Raum ist wie für die Elementarmacht des Meeres und den Ausdruck orientalischer Sinnenfreude und Heiterkeit.
In diese Zeit fällt auch die etwa zweijährige Zusammenarbeit mit dem Dichter Wolf von Aichelburg, den Uwe Lammla in zwei Bänden publizierte. Insbesondere die dramatischen Arbeiten Aichelburgs, die in der Nachfolge Grillparzers und Hofmannsthals zu sehen sind, machten Eindruck auf Uwe Lammla.
1995 gründete Uwe Lammla in München eine wissenschaftliche Buchhandlung, die im Jahre 2000 durch den Aufkauf eines Konkurrenten noch einmal maßgeblich vergrößert wurde. Wenige Jahre später brachte der Internethandel die teuren Ladenstandorte in Universitätsnähe in Schwierigkeiten, weshalb Uwe Lammla 2007 dieses Geschäft aufgab und wenig später wieder zurück nach Thüringen zog. Sein »Arnshaugk Verlag« hat seither über 100 Neuerscheinungen in Literatur, Geschichte und Philosophie produziert und unterhält seit 2011 die Literaturzeitschrift »Das Lindenblatt«.
In die Buchhandlungszeit fällt Uwe Lammlas Begegnung mit dem Bildhauer Serge Mangin. Bekannt durch seine Porträts von Luciano Pavarotti, Henry Miller und Ernst Jünger und seine Denkmäler in Westerland auf Sylt und zum Bombenangiff auf Dresden 1945, war Mangin der erste bildende Künstler von Rang, den Uwe Lammlas Gedichte wirklich faszinierten und inspirierten. 2000 fertigte Serge Mangin ein überlebensgroßes Bronze-Porträt des Dichters, in dem er besonders den Krieger in der Tradition des Archilochos und die nietzscheartige luftige Kraft betont. Bis 2006 entstehen die beiden Bücher des »Idäisches Lichts«, die Mangin mit Aquarellen illustriert. Die Bücher thematisieren die kosmische Wende des kretischen Zeus, die sich vielfältig in mediterraner Kunst und Kultur, in der Pflanzenwelt, im Krieg und im Ritus spiegelt. Zentral ist die spartanische Ethik, die der Autor der zeitgenössischen Dekadenz diametral entgegensetzt. |
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Nach dem Abschluß des »Idäisches Lichts« wurden die noch in den neunziger Jahren begonnenen Sammlungen »Deutsche Passion« und »Das Jahr des Heils« vollendet. Außerdem entstand eine Sammlung mit Gelegentlichem und Vermischtem unter dem Titel »Babylon des Worts«. Mit dem »Tannhäuserland« wandt sich Uwe Lammla seiner thüringischen Heimat zu, das erste Buch beschreibt das Orlagau, das zweite folgt dem Lauf der Saale, im dritten Buch werden Rhönberge erwandert sowie der Rennsteig von Hörschel bis Blankenstein. Das vierte Buch zieht von Farnroda über den Hainich auf das Eichsfeld, dann durch die Goldene Aue und Querfurt ins Altenburger Land, das fünfte folgt Goethes Spuren und dem Lauf der Ilm. Mit »Engelke up de Muer« erschien eine Gedichtsammlung zu Ostfriesland, mit »Waldeinsamkeit« zu Schlesien und mit »In den Isarauen« zu Oberbayern. Parallel zur Sammlung »Trichterwinde« entstand mit »Marone und Morchel« ein Gedichtbuch, das das Reich der Pilze in seinen morphologischen, mythischen und magischen Aspekten bedichtet. Mit »Zweifelsbachgrund« baut der Dichter Faszination und Symbolik der chemischen Stoffwelt von den Elementen bis zu den Heterocyclen in die Reimsprache ein und zeigt so, daß auch neueste Forschung, Technik und Industrie poesietauglich sind und einer christlichen Weltanschauung nicht nur nicht widersprechen, sondern diese fortwährend bestätigen. Mit dem »Kursachsenspiegel«, den beiden Büchern der »Alten Linde« und dem »Unstrutleuchten« setzt er die Reihe seiner Wanderbücher fort, die konkrete Anschauung mit geistesgeschichtlichen Betrachtungen verbinden. Im Januar 2014 erschien eine Schallplattenaufnahme mit klassischen Liedkompositionen zu seinen Gedichten von Roman Koshmanow, einem Tenor und Multitalent, der auch zahlreiche Gedichte und Dramen von Lammla ins Russische übertrug. An der Schallplattenaufnahme wirkten mehrere Solisten und ein Chor des Theaters Gera-Altenburg mit.
Neben den neuen Gedichten entstanden seit 2008 eine Sammlung von Aufsätzen und Beiträgen in literarischen Zeitschriften. Sie zeigen ein völlig neues Selbstverständnis, ein offensives Aufsuchen der gesellschaftspolitischen Wirkmöglichkeiten. Gleichzeitig entstehen auch fremdsprachige Netzpräsenzen und überhaupt Übersetzungen in fremde Sprachen. Das wesentliche Ergebnis des Jahres 2009 ist jedoch der langerträumte Durchbruch im dramatischen Metier. Wesentlich dafür wurde die Frau an seiner Seite, denn das Weibliche stellt fraglos eine notwendige Voraussetzung des Szenischen dar. Mit der Liebe hat sich gleichzeitig die Rückkehr in die Heimat und eine neue Seßhaftigkeit finden lassen, daß ein konservativer Lebensentwurf greifbar wird.
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