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Aus »Das Jahr des Heils«. Gedichte 2006   Vers 15748 bis 15819

ANGELOS


I

Unter den Himmeln der Jugend, von Efeu umlaubten,
Wähnst du gewiß, daß die Schlange dir zieme als Stock,
Dunkel erscheinen dir Mären, die Ältere glaubten,
Heldisch dein Stolz, die Engel sind neckisch barock.

So du dich sonnst in Verheißungen, die nichts bedeuten,
Bist du ein Wartender, Eiche, die Blitze nicht kennt,
Aber der Tag, der dir Formen verleiht, wird dich häuten,
Ehe sein Licht dir die Füße und Flügel verbrennt.

Keiner vermutet das Heer in den schlafenden Zelten,
Ehe es auffährt in Flammen und ehern behuft,
Schrecklicher als die Verzweiflung entzauberter Welten
Ist nur der Seraph, der herrisch und jäh dich beruft.

Daß er dich blendet, enthält keinen Freibrief zu weichen,
Bei seinen Schlägen ist Dreinfügen niemals dein Amt,
Jegliche Fristen von Rufen und Heil stehn im Zeichen
Schwertes, mit Macht in den tobenden Eber gerammt.

Du bist Orion und bist auch der sterbende Eber,
Du bist die Flamme, die frißt, was sie hegt und erhält,
Du bist der Adler und auch des Geschundenen Leber,
Die sich erneuert wie Tag die verschlafene Welt.

Immer zu wachen ist erster Befehl des Gefechtes,
Wachen, wo müde, was alles du liebst und verlangst,
Jenseits der finsteren Feigheit des Menschengeschlechtes
Bist du erreichbar nicht weiter für Sorge und Angst.

Glaube ist keiner geringeren Kraft zu vergleichen,
Wer sich besiegt und als Meister die Prüfung bestand,
Braucht nicht das Feuer, um Eden für sich zu erreichen,
Weil er gereift es im eigenen Herzen erkannt.

Dort ist das Heil, das du annimmst wie Atem und Erde,
Weil dir gewiß ist, daß alles, was jemals gescheh,
Aus dem Vollendeten quillt, und das Gotteswort: Werde
Allem enttaucht wie die Seele der schäumenden See.


II

Schaue den Himmel, den seine Geschöpfe nicht wählten,
An seinen Rändern berührt er das Meer, das uns sagt,
Daß wir die Tiefe und goldene Schätze verfehlten
Jener, die tiefer und reicher gewappnet gewagt.

Alle Begierde, mit der wir ins Märenreich tauchen,
Macht uns nur toller und fremder der Kleinheit der Zeit,
Einzig das Kind darf im Spiel seine Kräfte verbrauchen,
Uns steht ein grimmeres Los zur Entdeckung bereit.

Bist du gewachsen, zu lassen den Herd und die Amme,
Trifft dich der Engel im Weh, das du taumelnd besingst,
Daß dich der Mut nicht verlaß in der sengenden Flamme,
Da du dem Schwanenkleid endlich den Segen entringst.

Segen muß ruhn auf dem Tage und auf seiner Stimme,
Daß etwas sei, daß das Wasser zu Formen sich ball,
Daß deines Herzens gewaltige Glut nicht verglimme,
Rauschen die Boten mit mächtigen Flügeln durchs All.

Einzig der Segen setzt jegliche Mühe ins Rechte,
Die eine Grille bleibt, wenn sie des Beistands nicht froh,
Denn was der Wille vermag und die irdischen Mächte
Bleibt nur ein Stückwerk, Geflacker und kurzes Geloh,

Wird nicht geleitet der Samen von göttlichem Segen,
Wenn nicht die Liebe sich schmiegt an das harte Gesetz.
Wäre August ohne Glut und April ohne Regen,
Träte kein Glück dir zutag und dem Fischer ins Netz.

Hat dich der Engel gesegnet, so bist du verloren,
Für allen Kleinmut, Versuchung, die wohlfeil und leicht
Viele, mit Gaben und Hoffnung des Himmels geboren,
Trügt und besticht und am Ende zur Feigheit erweicht.

Wenn sie dich hassen, so sieh den Gefallenen hetzen,
Der alles Reine, das Starke und Feste verlacht,
Er will die Deutungsmacht über die Schöpfung besetzen,
Wertlos sie nennend und einzig vom Zufall gemacht.

Er ist erfinderisch und sehr vertraut mit den Schwächen
Aller, die über der Mühe den Segen sich sehn,
Aber du weißt, daß die Werbegeschenke sich rächen
Und meist verleiten, in weitere Fallen zu gehn.

Pöne den Tag nicht, der blutig der Welt dich vermachte,
Für die Gestalt und das Werk ist er heilig und frei,
Wer aus dem Joche Verzagtheit zur Mannheit erwachte,
Findet Vertrauen und segnet nun selber: Es sei.