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Aus »Orlagau«. Gedichte 2007   Vers 19510 bis 19573

FRÖHLICHE WIEDERKUNFT


In Wolfersdorf macht einen Bogen
Die Straße, denn dort liegt ein See,
Wer einmal die Schleife gezogen,
Der meint, eine selige Fee
Hab träumrisch dem Auge gesungen
Ein Wasserschloß, dreiseits zu sehn,
Die Mär sei ins Wachen gedrungen
Und müsse sehr bald schon verwehn.

Der Großmütge hieß Johann Friedrich
Der wahrmachte die Renaissance,
Wer herkommt, ob hoch oder niedrig,
Fühlt Schweben und wähnt sich in Trance,
Hier leuchtet im Tanne, im finstern,
Ein Kleinod, das mahnt an Orphan,
Bekränzt von Robinien und Ginstern
Apoll in der Aue des Pan.

Hier gibt sich dem Volke ein Schlüssel,
Daß Genius und Anmut real,
Es zählt nicht nur Fett in der Schüssel,
Das Heil ist der sichtbare Gral,
Im Krieg der Schmalkalder vom Kaiser
Verhaftet, der Kurfürst gewann,
Zurück seines Stammbaumes Reiser
Im Schloß, das erbaut ward im Tann.

Und glücklich erneut bei den seinen,
Befahl er, der Name des Baus
Mög Fröhliche Wiederkunft meinen,
Und also heißt ewig das Haus,
Die Ehr hat gemehrt diesem Gaue,
Von Sachsen und Altenburg Ernst,
Er wich nicht vom Land und vom Baue,
Da Nichten und Schranzen schon fernst.

Er schlug für das Reich an der Marne,
Den Pour le Mérite er erlangt,
Als ob ihn der Sternhimmel warne,
Im Krieg er dem Heeresdienst dankt,
Dann bald auch der fürstlichen Bürde,
Ein Zankapfel neuer Partein,
Doch hielt er die Heimat, die Würde,
Und wollte kein Zon-Flüchtling sein.

Nach nocheinmal Krieg kamen Rote,
Die Fürsten-Kollegen verziehn
Sich westwärts, es blieben nur Tote,
Die nie noch der Erde entfliehn,
Er war ihnen stärker verbunden,
Als Wirtschaft und Wohlstand und Geld,
Und was ihm gewährt noch an Stunden
Empfing er im Wolfersdorf-Feld.

Was keiner sonst wagte, doch dieser,
Ist Wunder noch mehr als das Haus,
Des echten Geschichtsbuchs Erkieser
Sind Posten, die fallen nicht aus,
Wenn alles in Dumpfheit verrottet,
Und blind wird für Hoheit und Stand,
Die Genien der Erde vergottet
Der Herzog, der treu bleibt dem Land.

Drum such nicht die Marmortribünen
Wo feiertags Redner sich reihn,
Vertraue den kargeren Bühnen
Im Ried und im dornigen Hain,
Dort wird einst auf wrackreichen Wogen,
Geschwärzt von zerstörtem Gesehn,
Von Schwänen der Nachen gezogen,
Zum Schloß, drin die Blutfahnen stehn.