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Aus »Rhön und Rennsteig«. Gedichte 2007   Vers 22191 bis 22230

WALDGEMEINDE


Waldgemeinde, Burg und Berg
Hegend, Trutz im Frührot fahl,
Sangfroh ist das Liebeswerk,
Frei und niemals museal,
Ämtermief, Profit-Gezock
Finden hier nicht Raum und Red,
Schlichter als des Wandrers Stock,
Ist des Weidners Tischgebet.

Deutscher Wald hat Schwellen viel,
Die man nur in Ehrfurcht nimmt,
Zwar verderben oft das Spiel
Tölpel, die auf Nutz getrimmt,
Wer sich zur Gemeinde zählt,
Fragt nicht, ob Journal und Preß
Seinen Hag zur Mode wählt,
Drüber schwelgt im Schreibexzeß.

Wo allein der Wechsel zählt,
Neu und einzig, Maximum,
Und Geschwätz und großes Geld
Machen selbst die Klügsten dumm,
Hat der Heger wenig Lust
Auf Getön und Interview,
Lieber freut er sich am Blust,
Bleibt mit Kraut und Stein auf du.

Wer gewählt, was immer gilt,
Trägt Gegaff und Putzgekreisch
Leicht, denn jeder Freie schilt
Nicht, daß schwach dem Geist das Fleisch,
Wer den Baum als Bruder schaut,
Wer in Vogelsprachen denkt,
Hat dem Wald sein Herz vertraut,
Der ihn täglich neu beschenkt.

Waldgemeinde, Burg und Berg
Bittend um ein Lebensziel,
Daß der Wind die Lunge stärk,
Wo uns Brauch und Sitte fiel,
Sei der Wald, der unserm Land
Stets verzeiht und wiedergrünt,
Als der Lerchenhort erkannt,
Der Maschinenknattern sühnt.