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Aus »Die alte Linde. Erstes Buch«. Gedichte 2012   Vers 39706 bis 39753

ALTE BÄUME


Hütte, Speicher, Feld und Teich
Grenzen Bannwald, Bruch und Quell.
Eigensinnig wuchs ein Reich,
Daß das Bild der Gottheit hell,
Aber, wo die Lust zur Zahl
Nicht mehr weiß, daß sie ein Bild,
Wird die Welt zu Material
Und zum Sklaven das Gefild.

Daß Gestalt das Hoffen find,
Sei begrenzt durch die Gestalt,
Drin der frühern Riesen Kind
Ward geboren, reif und alt.
Mutwill, Stolz und eitler Plan
Lerne Demut vor den Frühn
Und vergesse nie im Wahn:
Nicht verpflanz, was vor dir grün.

Zu der Hütte kam der Rauch,
Und den Köhler weit man sieht,
Daß dem Erz der Blasbalg fauch,
Nahm das Rad dem Bach das Lied,
Schneisen, Pflaster, Wägen, Zaum
Bläst der Postillon das Horn,
Über Land und Meeres Traum
Drängt ein neuer Geist nach vorn.

Mancher meint, der sechste Tag
Berge schon den Niedergang,
Daß der Mann sich müh und plag,
Gipfele im Abgesang,
Doch der Krieger ist auch Knecht,
Der die Eintracht weiß im Blühn,
Darum bleibe ewig recht:
Nicht verpflanz, was vor dir grün.

Wer die Grenze überschritt,
Weiß zuletzt sich selber nicht,
Wer das Band zum Baum zerschnitt,
Der uns vom Jahrtausend spricht,
Weiht sich ganz der Künstlichkeit,
Schafft zuletzt nur Haß und Spott,
Wo vernutzt sind Mut und Zeit,
Bleibt kein Raum für Mensch und Gott.

Darum achte das Gesetz,
Das uns Atem ist und Brot,
Nicht nach neuen Ufern hetz,
Wo die Krone Schatten bot,
Achtsam im Ererbten walt,
Daß dich einst sein Rat entsühn,
Und die Richtschnur heilig halt:
Nicht verpflanz, was vor dir grün.