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Aus »Unstrutleuchten. Zweites Buch«. Gedichte 2020   Vers 46332 bis 46379

DIE NOBISSCHENKE VON NEBRA


Am Schlagbaum und bei Henkers Block,
Wo in der Luft die Klinge blitzt,
Schlag einen Nagel in den Pflock,
Daß keiner merk, was du stibitzt.
Es setzt sich leichter Wams und Rock,
Wenn schon ein Schuh im Schwefel schwitzt:
Wer hier nicht Meister im Tarock,
Im Himmel Zündspanhölzer schnitzt.

Daß dort die Tabakspfeife glimmt
Und dies gewiß mit bestem Kraut,
Der Zocker wie der Zecher nimmt
Für sicherer als Haar und Haut.
Ob Myrrhe, Narde, Salbei, Zimt,
Die Räucherei zum Himmel schaut,
Weswegen Feuer bloß ergrimmt,
Wenn der versagt, dems anvertraut.

Und dieser Krug, dies scheint gewiß,
In Erbpacht freut des Werders Haus,
Wer auch im Land die Fahne hiß,
Hier macht man sich gar wenig draus.
Tritt ein und werde selig bis
Die Bürde naht des Morgengraus,
Ob auch die Welt im Kern zerriß,
Laß auf die Leber keine Laus.

Drei Nägel schlugen Bauern ein,
Die riefen, daß die Erdenmitt
Müß grad an diesem Orte sein,
Und sie bezeugten es selbdritt.
Manch einer schiebts auf Branntewein,
Daß man Gelahrten widerstritt,
Doch andre schwören Stein und Bein,
Daß man den Zweifel sich verbitt.

Was sie behaupten, setzt voran,
Das Weltenrund sei ihnen flach,
Zum Mittelpunkt nicht taugen kann
Bei Mehrgeschössern grad das Dach.
So spricht die Sage dann und wann
Vorm allgemeinen Krummgemach,
Was auch hinab die Unstrut rann,
Der Bauersmann versteht sein Fach.

Dem Erdstall und dem Schratenloch
Erscheint verwandt der Nobiskrug.
Ein Aber und ein lautes Doch
Und auch ein Tu-dir-nie-Genug
Bewirten als Gerüchte-Koch
Den langen Armesünder-Zug.
Ich sag dir, sie tuns immernoch
Und halten uns für Nebelspuk.