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Aus »Unstrutleuchten. Zweites Buch«. Gedichte 2020   Vers 46575 bis 46661

METZEICHE BEI TRÖBSDORF


I

Der Eich steht ehern vor dem Eid,
Auch seine Frucht, der Mannskraft gleich.
Nur vor dem Blitz bleibt ungefeit
Der Eich.

Ihm ist kein Feld zu hart, zu weich,
Ihm frommt der Hügel wie die Heid,
Er ziert die Klippe wie den Teich.

Er weiß vom Grämen nichts und Neid,
Und niemand reimt sich auf das Reich
Als elbisch in Erhabenheit
Der Eich.


II

Die Eiche ist leicht zu erkennen
Am Blatt, das sie winters noch hält,
Im Holze die Gerbsäfte brennen,
Was Nagern und Nistern mißfällt.
Der Baum grüßt als Balken und Speiche,
Als Tinte und Mäster des Schweins,
Vor allen Geschöpfen die Eiche
Setzt häufig und einzig in eins.

Sie waldet und reckt sich alleine,
Sie buscht oder krönt eine Flur,
Sie nährt uns die Gnome im Haine,
Und zeigt auf dem Söller die Uhr.
Sie hortet den Schatz wie die Leiche
Und spottet gewöhnlichen Weins,
Vor allen Geschöpfen die Eiche
Setzt häufig und einzig in eins.

Sie ragt durch Jahrhunderte offen,
Wenn sie nicht als Kräuticht gemäht,
Sie ruft als beständiges Hoffen,
Wenn längst schon der Hahn nicht mehr kräht.
Sie spricht von des Kyffhäusers Bleiche
In Königsberg wie auch in Mainz,
Vor allen Geschöpfen die Eiche
Setzt häufig und einzig in eins.

Ihr Laub schmückt Berufne und Blöde,
Und mancher im Ärmel es birgt,
Ihr eignet die Fülle, die Öde,
Die Huld auch kein Frevler verwirkt.
Sie schaut deine kindlichen Streiche
Und tröstet am Ende Lateins,
Vor allen Geschöpfen die Eiche
Setzt häufig und einzig in eins.

Sie wahrt in unendlicher Milde,
Was drunter sich herzt und verstört,
Sie ist über alles im Bilde,
Was allen und keinem gehört.
Wenn sinken in Kot und in Seiche
Die Götzen des weltlichen Scheins,
Steht einzig die reglose Eiche
Auf Achten als einsame Eins.


III

Sieben Meter Brustumfang,
Stamm, der lange kaum sich jüngt!
Ungebrochen noch im Drang,
Was dem Vers und dem Gesang
Nahezu unfaßlich dünkt.

Auf der hohen Äste Kranz
Herrscht als weiter Schirm die Kron,
Kein zerstückeltes Gefrans,
Kein barocker Totentanz
Mindern hier Altar und Thron.

Freistand auf der Metzenwies
Und Morast am Unstrut-Saum
Machten Rückenmark und Vlies
Dieses Riesen, der uns dies
Zeigt wie sonst allein der Traum.

Von der Schönheit übermannt,
Sank wie Ortnit einst der Lind
Jäh mein Trachten. So gebannt
Wurde manches Ziel verkannt,
Das ich nun im Buch nicht find.

Andern Ufers steht ein Schloß,
Sagen-reich und reich an Streit,
Daß ichs ausließ, wohl verdroß
Manchen treuen Fahrtgenoß,
Aber dies gehört der Zeit.

Wenn die Eiche dich erwählt,
Frag nicht nach der Menschen Tun,
Vieles ist dahinerzählt,
Aber dieser Baum vermählt
Mit der tiefsten Wurzel Ruhn.

Nicht den Dichter schilt darob,
Daß er dürre Ausflucht flicht.
Ob er fein sei oder grob,
Süßholz raspel, Sprüche klopp,
Was er abtut und verspricht,
Er entscheidets selber nicht.