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Aus »Winterlandliebe«. Gedichte 2022   Vers 48301 bis 48340

U-HAFT


Manch einer, der mit Spott das Schellenklicken
Dem Feinde wünscht, vermag nicht auszudenken,
Das vor, zurück und zag zur Seite Blicken,
Wenn kaum zu leugnen sich die Schatten senken.
Es spricht sich leicht vom ins Reale schicken,
Wenn anderswer von fintenreichen Ränken
Aus allem, was gewohnt und was verträglich,
Ins Dunkel fällt – undenkbar und unsäglich.

Wer aber seinem Mitmensch nur das Beste
Zutraut, wer Lerchen folgt in aller Mühe,
Wer leichthin streift durch Hütten und Paläste
Und meist beschämt sogar des Hahnes Frühe,
Wer nie sich aufhielt beim Hyänenfeste,
Bei Hexentrank und bei Kloakenbrühe,
Der muß bei solchem Sturze schier verzagen
Am ersten von – wer weiß wievielen – Tagen.

Nun ist viel Zeit, Vorzeichen aufzureihen,
Die Drohung, das Gerücht, das schiefe Grinsen,
Von draußen hört man manche Arbeit schreien,
Und so viel Hoffnung geht wohl in die Binsen.
Doch bleibts dabei: Wer auch die Häscher seien,
Ihr Erbteil ward zu einem Topf mit Linsen,
Denn was auf Trug und Bösheit ist gegründet,
Niemals in eine gute Sache mündet.

Auch wer nicht glaubt, daß ihn der Herrgott leite,
Weiß wohl, die Prüfung ist des Helden Krone,
Und blieben machtlos die an deiner Seite,
So hoffe nie, daß dich der Teufel schone.
Noch unverzagter deine Schwingen breite,
Und sei vergnügter noch in deinem Tone,
Denn Meister Eckhart meint es nicht bescheiden,
Wenn er denn sagt, vollkommen mach das Leiden.

So viele sehn Geschwätz im Dichterreime,
Ein Raunen, das nur Dürftigkeit verschleiert,
Sie meinen, daß der Narr in seinem Heime
Aus Weh und Ach ein Lied herunterleiert.
Doch wo die Seele frei dem Windeskeime,
Seis, daß ein Baum mit Laub und Blüten feiert,
Der endlich weiß, wer höheren Gewichtes:
Der Spruch des Geistes oder der Gerichtes.