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Aus »Der Weiße Falter«. Gedichte 1992 Vers 6821 bis 6885 DER WEISSE FALTER Entwaffne dich und schenk das Öl der Narden Dem Gast, der eine Lanze für dich brach. Vermute ihn im Sprung des Leoparden, Im Falter, dem der Speer die Nahrung stach. Du trägst den dunklen Edelstein der Sarden, Den Skarabäus, der den Lichtgott sprach, Doch du vertraust allein dem Rausch der Barden Und gehst, ein Narr, allein der Nase nach. Geheime Lust im Sonnenlicht zerbrechlich, Als ob Dryade saumwund-samten klag, Gespür, das dir der greise Wind nur schwächlich Herüberwehn und offenbaren mag ... Und doch, es macht die Botschaft nebensächlich, Der große Pan sei tot, der Göttertag Verlorn. Du weißt, das Auge ist bestechlich, Und wo ein Reis dich lockt, siehst du den Hag. Wo soll das enden – fragen Harm und Hege, Bei dem, der mich gesandt – spricht froher Mut, Der Wille ist ein Grund für Furt und Wege, Was niemand wägt, das ist dem Wager gut. Wer pirscht, geht anders als der Marsch-Stratege, Denn erst im Tun erkennst du, was sich tut, Und eh dich Alter auf die Bahre lege, Siehst du im Dickicht stets den Wotansknut. Du schaust den Weg, den, wenn er aufhört, keiner Fortführt, den je ein Menschenherz erdacht, Durchs Rad der Spinx, verhalten kurz ob einer Speerspitze, die dein Wappen wob zur Tracht. Für dieses Schiff bist du der rechte Schreiner, Denn wer sich je erhob zur Kaiserwacht, Ersehnt allein den Blick, der ihn versteiner, Wenn ihn die Klamm umzingelt und die Nacht. Die Weiser, die dich warnen, stehn erhoben, Der Schleier auf dem Gral verlangt dein Blut, Das Kreuz, flankiert von unsichtbaren Roben, Schreckt den, der unerlaubt das deine tut. Doch du, in seinen stillen Kreis verwoben, Liebkost Basalt, darin die Vorwelt ruht, Bis Stauden dich, die mildes Waldlicht loben, Umwerben als der blaue Fingerhut. Zuletzt wird dich der weiße überraschen, Gesprenkelt fein und reif im Julio, Und du wirst an der Macht des Samens naschen Den Rausch der Rauhnacht und des Indigo, Bevor der Hang, durchfurcht und unterwaschen, Lawinen löst, Gehölz und Gras und wo Du Halt fandst, wie das Garn verletzten Maschen Entrinnt und fällt, allein der Tiefe froh. In welches Reich mag dich der Sturz verpflichten, Der Schrecken, den du an der Pforte zahlst? Wird dich der Neid der Götterschar vernichten, Weil sterblich du von ihrer Tafel stahlst? Doch holder sind dir noch die tiefren Schichten, Drin du geschloßnen Augs die Zeichen malst, Zutiefst beglückt in zärtlichen Gesichten In Farben, die der Tag nicht kennt, erstrahlst. Hier erst, befreit vom Wehn der Menschenalter, Tritt aus der Wolken Groll der volle Mond, Der Wäger und dein Gast, der Traumverwalter, Der selber Traum, den frühsten Traum bewohnt. Daher, wo niemals Raum ist, dringt der Psalter Zum Fels, darauf das Schwert der Asen thront, Und du sprichst aus das Wort vom Weißen Falter, Bevor er auffliegt und dich diesmal schont. |