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KAIPHAS UND BARABBAS

Bei der Definition des Wortes »Zionismus« unterscheidet das System-Lexikon Wikipedia zwischen einer Ideologie und einer Bewegung. Als Ideologie sei der Zionismus ein Nationalismus, also im Sprachgebrauch dieser Enzyklopädie durchaus verdächtig, wenn nicht gar anrüchig, gleichwohl sei er auch eine »Nationalbewegung« und damit völlig legitim. Ein gelungener Spagat! Die Ideenwelt mag fragwürdig sein, aber die Sache ist ganz in der Ordnung. Früher nannte man eine solche Logik »talmudisch«.
Der Nationalismus ist in Deutschland verpönt. Wer darauf hinweist, stolz zu sein, daß er ein Deutscher sei, zeige damit an, daß er sonst nichts habe, worauf er stolz sein könne. Nun darf man freilich gegenfragen, ob es schimpflicher sei, seine Zugehörigkeit zum Volke Luthers, Schillers oder Eichendorffs vor sich herzutragen, oder den zweifelhaften Verdienst, es etwa in den Vorstand der Deutschen Bank oder in die Redaktion des Spiegel gebracht zu haben. Dem Dünkel der Etablierten soll also hier nicht zugestimmt werden. Gleichwohl ist an dem Vorwurf ein Gran Wahrheit. Es scheint affektiert, einen Umstand herauszustellen, der so gewöhnlich ist, wie der Morgennebel in unseren Tälern und das rabenhaft Herbe in unserer Sprache. Freilich werden deutsche Geister seit Jahrhunderten nicht müde, die Frage zu diskutieren, was denn deutsch sei. Dies hat zunächst mit dem Mythos unseres Volkes zu tun, der in die Zeit der Spaltung in ein römisches und ein freies Germanien zurückreicht. Mit dem modernen Begriff der Nation hat sich dieses Wort niemals ganz vertragen wollen.
Der Nationalismus kommt aus Frankreich und hat viel mit der Revolution zu tun. Daß jeder Franzose sein sollte, löste die überkommenen Stände ab. Der Begriff verbindet also mit der Volkszugehörigkeit die prinzipielle Gleichheit. Damit ist er ein Kampfbegriff gegen das Heilige Römische Reich der Deutschen, das Inbegriff der deutschen Seele und Sehnsucht ist. Bismarck schuf einen Nationalstaat und gab dafür Rom, Venedig, Wien und Prag auf. Von großer Dauer war sein Werk nicht. Sein Enkel Otto gehörte bereits der CDU-Fraktion im Bundestag an.
Noch verfehlter als für die Deutschen ist die Idee des Nationalismus für die Juden. Im 19. Jahrhundert, als die Idee der nationalen Selbstbestimmung immer mehr durch die Industrialisierung entwurzelte Menschen zu begeistern und zu lenken begann, entwickelten Moses Hess und Theodor Herzl einen solchen Entwurf für die Gläubigen einer archaischen Religion, welche der mittelalterliche Hinwendung zu völkerübergreifenden Universalreligionen widerstanden hatte. An dieser Stelle muß betont werden, daß die Alternative Mono- und Polytheismus irreführend ist. Der entscheidende Wechsel führt von der Stammes- zur Universalreligion.
Das Christentum nahm seinen Ausgang in Palästina. Die Evangelien lassen keinen Zweifel daran, daß das Leben Jesu von Geburt an in den Konflikt mit der jüdischen Theokratie steuerte. Jesus predigt die Reinheit des Herzens als den Weg zum Heil, nicht das Befolgen der mosaischen Gebote. Daß er das Befolgen der mosaischen Gebote keineswegs in Abrede stellt, sondern die Gebote bestätigt, entschärft den Konflikt nicht wirklich. Er nimmt der Priesterkaste die Heilsexklusivität, ähnlich wie Luther in der Reformation die Heiligkeit der römischen Kirche angreift. Die mächtige Priesterkaste hat sich wirksam gewehrt. Nach dem Kreuzestod ist die Judenmission so wenig ergiebig, daß Paulus die Bemühungen auf die Heidenmission lenkt. Dies mit Erfolg. Das Christentum entwickelt sich zur Staatsreligion im römischen Reich und schließlich zur Weltreligion. Der Geist des Kaiphas, der Jesus hinrichten ließ, hat da nicht tatenlos zugesehen. Seine Antwort auf die Evangelien ist der Talmud. Hier wird nicht nur der Mord an dem Heiland gefeiert, hier wird die Beseitigung aller Christen als strategisches Ziel ausgegeben. Im römischen Reich waren Juden im Fernhandel führend. Sie besaßen Reedereien und Umschlagplätze und sie besaßen durch Korruption Einfluß auf viele lokale Machthaber. Ihr expandierendes Netz funktionierte wesentlich über Familienbande, die Einheit über große räumliche Distanzen schufen. Schon in der Antike definierte sich das jüdische Volk religiös, sie sahen sich als auserwählt und im Bunde mit Gott. Eine Definition über Lebensraum und Sprache, wie dies bei anderen Völkern der Fall war, war ihnen nicht möglich, die schmeichelhaften Verheißungen der Thora hielten sie zusammen. An dieser Stelle muß deutlich gemacht werden, daß die Zerstreutheit nicht Folge einer römischen Vertreibungspolitik war, wie ein Mythos uns weismachen will, sondern Folge der Handelstätigkeit. Überhaupt pflegten die Juden schon seit ihren frühsten Schriften Mythen, in denen Nichtjuden diffamiert und fürchterliche Opfer behauptet wurden. So wurde dem römischen Kaiser Hadrian unterstellt, er habe sechzig Millionen Juden ermordet. Man muß freilich zugeben, daß groteske Übertreibungen bei Zahlenangaben in der Antike kein jüdisches Privileg waren.
Das Christentum bedrohte das Judentum in ganz besonderer Weise. Nicht nur, daß diese Religion lehrte, die ethnische Frage sei für die Heilsfrage bedeutungslos, sie hatte ihre Wurzeln ausgerechnet in der jüdischen Überlieferung, in jüdischen Vorstellungen und in der jüdischen Geschichte. In dieser verzweifelten Situation begannen die Juden in Nordafrika zu missionieren, d.h., es gab für eine gewisse Frist die Möglichkeit, diesem exklusiven Volk beizutreten, was zu anderen Zeiten allenfalls Frauen möglich war. Von der Abstammung her sind deshalb die meisten Westjuden keine Hebräer sondern Berber. Die größte Vermehrung des jüdischen »Volkes« vollzog sich jedoch im 8. Jahrhundert, als die Khasaren, ein nomadischer, vermutlich finnisch-türkischer Stamm zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, in Abgrenzung zum Islam die mosaische Religion annahm. Der Stamm überdauerte als Glaubensgmeinschaft die Eroberung des Landes durch die Russen und die Christianisierung und sammelte sich vor allem in Weißrußland, in Rumänien und Galizien. Mit einem Anteil von etwa neun zehnteln an den Juden der Welt stellen die Ostjuden die Menschenmassen, während die Westjuden Finanz- und Ideenwelten beherrschen.
In Westeuropa war es den Juden wegen ihrer Unverzichtbarkeit für den Fernhandel und später auch für das sich entwickelnde Geldwesen gelungen, sich Toleranzedikte von den Mächtigen zu verschaffen. Während Abweichler von der katholischen Lehre als Ketzer verfolgt wurden, erfreuten sich die Juden einer theologisch verbrämten Duldung, die ihren Zusammenhalt stärkte und die Geschäfte förderte. Das aufkommende Zeitungswesen begriffen sie als ein Feld, das der übernationalen Verbreitung und dem ideologischer Zusammenhalt entsprach. Heute ist die Medienbranche fest in jüdischer Hand.
Der Rabbinersohn Spinoza steht am Anfang des westeuropäischen Atheismus. Jüdische und christliche Intellektuelle wandten sich von der Religion ab und sahen in ihr zunehmend ein Hindernis zur Verständigung und Entfaltung. Dies führte zu einer Schwächung der Kirche, aber nicht zu einer Schwächung des Judentums. Ein Jude, der sich taufen ließ, wurde aus der Gemeinde ausgestoßen, einer, der die Existenz Gottes bestritt oder aber an seine Stelle ein irdisches Paradies, etwa die Vernunft oder später den Kommunismus, stellte, blieb der Solidarität des Bundes teilhaftig. Dies führte zu Schwierigkeiten bei der Begriffsbestimmung und schießlich zu dem Irrtum, es handle sich bei den Juden um eine rassische Gemeinschaft.
Im 19. Jahrhundert waren die Juden in West- und Mitteleuropa oft so gut etabliert, daß sie gesellschaftliche Veränderungen vorwiegend auf geistigen Gebieten, aber weniger bei der Verteilung der materiellen Güter wünschten. Sie kokettierten bloß mit dem Marxismus. Er spielte ihren Interessen zu, wenn er die russisch-orthodoxe Kirche zerstörte, der eigene Vorgarten sollte aber weiter gepflegt bleiben. Aber die armen und keineswegs verhätschelten Ostjuden griffen die Ideen ihrer Glaubensbrüder auf und stellten die erste Garde der bolschewistischen Mordbrenner.
Der Zionismus ging oft mit dem Kommunismus parallel, aber nicht immer. Sein Ziel ist ein Groß-Israel vom Nil bis zum Euphrat. Sein Hauptfeind ist die Assimilation, eine Entwicklung, die von vielen Westjuden und Bürgern der Gastländer gutgeheißen wurde. Daß sie nicht glücken konnte, lag nicht nur an den stetig nachrückenden Ostjuden mit ihren sozialen Problemen. Die Assimilation strebte eine Angleichung unter Identitätsverlust an. Sie verlagerte die Probleme aber nur. Stritt man nicht mehr um die Religion, stritt man um die Kunst. In das Vakuum, das die Verleugnung des Christentums hinterließ, strömten die Nationalismen.
Die Evangelien berichten, daß Pilatus die Juden gefragt habe, ob er Jesus oder Barabbas freigeben solle. Über Barabbas ist nichts bekannt und viel spekuliert worden. Meist sieht man ihn ebenso in Opposition zu Kaiphas, aber mit einer irdischen Verheißung statt einer jenseitigen. Das würde auch leicht erklären, warum das Volk so eindeutig entschied. Ob für Barabbas die nationale Idee, also die Vertreibung der römischen Besatzer und ihres religiösen Liberalismus, im Vordergrund stand und er damit Kaiphas als Kollaborateur angriff oder ob er gar die soziale Frage stellte und den Sturz der Theokratie anstrebte, ist letztlich belanglos. Kaiphas und Barabbas sind Feinde, die gegen Jesus zusammengehen, wie gegen die Christen West- und Ostjuden, Kapitalismus und Kommunismus. Ein Zionist muß nicht unbedingt in Israel leben, obgleich es ein solches Staatsgebilde inzwischen gibt. Dieses Staatsgebilde ist auf seine Unterstützer in aller Welt angewiesen, umgekehrt brauchen diese einen eigenen Staat als Schlupfwinkel, wenn sie anders nicht mehr vermeiden können, für ihre Meisterstücke zur Rechenschaft gezogen zu werden. Eine wirkliche Grenze zwischen Zionisten und Talmudjuden läßt sich nicht ziehen.
Sowohl gegen Kaiphas als auch gegen Barabbas steht einzig Jesus. Die Frage Auswanderung oder Assimilation ist falsch gestellt. Wenn wir zum Glauben zurückkehren und auch keine Ausnahmen für nützliche Juden erlauben, werden die Juden das Interesse an ihrem Ausnahmestatus verlieren. Ob in unserer Mitte oder in der arabischen Wüste, sie werden untergehen, wie alle Völker der Antike untergegangen sind.