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Aus »Unstrutleuchten. Zweites Buch«. Gedichte 2020   Vers 47052 bis 47093

RADIERHÄUSCHEN IM WEINBERG


In des Jahrhunderts früher Stund,
Das Volk und Land zerrissen hat,
Max Klinger, leicht betagt, erwarb
Den Weinberg bei Großjena und
Das Winzerhaus als feste Statt
Und kehrte hierher, als er starb.

Er ließ im Leben wenig aus,
Den Musen hold wie dem Skandal,
Er trieb mit Fleiß, was er auch trieb.
Mit seiner Dichterin ein Haus
Für ein Jahrzehnt, dann braucht der Baal
Ein Jung-Modell für Kunst und Lieb.

Relief und Büste, Großfigur,
Gemälde, Graphik, selbst dabei
Ein Kachelofen, den er schuf.
Er spielt Klavier, an Litratur
Verschlingt er alt und neusten Schrei,
Umfassend dünkt ihn sein Beruf.

Maßlosigkeit und mancher Wahn
Gepaart mit Klugheit und Talent,
So schritt er durch die Aufbruchs-Zeit.
Auch hier im Haus ward viel getan,
Wovon man nur noch wenig kennt,
Seit Tod zerbrach die Eitelkeit.

Die Erben stritten, und die Not
Gab manchen Schatz für Groschen preis,
Die Stadt das Haus mit allem Gut
Bekam, doch war der Ruhm so tot,
Daß Dach und sonstigen Verschleiß
Zu repariern, fand keiner Mut.

Erst als von Westintresse Wind
Man höhern Orts bekam, beschreibt
Die Inventur Bestand und Schwund,
Und später dann verschwunden sind
Die Listen und was wertvoll bleibt,
Gibt heut noch zu Prozessen Grund.

Daß man es erst verderben läßt
Und dann verhökert und verstreut,
Die Kehrseit ist der Sammelwut.
Und war das Leben ihm ein Fest,
Scheints möglich, daß er dies bereut.
Sein Volk bezahlt derweil mit Blut.